Bei Quellen handelt es sich um originales Material aus der Vergangenheit, das uns unmittelbar über sie informiert. Allerdings ist das nicht die unmittelbare Absicht, nicht der Zweck der Quelle. Diese steht vielmehr ganz in einer vergangenen Situation und hat in dieser eine ganz bestimmte Funktion.
Es gibt viele verschiedene Arten von Quellen: Am ehesten denkt man an Textquellen, die sich wiederum untergliedern lassen in Briefe, Tagebücher, Verträge, Reisebeschreibungen usw.! Eine zweite wichtige Gruppe ist die der Bilder, wobei man vor allem zwischen einigermaßen objektiven Fotos und sehr subjektiven Kunstbildern (Gemälden u.ä.) unterscheiden muss. Eine weitere wichtige Quellenart sind Überreste: Dazu gehören z.B. Bauwerke, Grabanlagen usw.! Nicht zu vergessen ist die mündliche Überlieferung, die aus Erzählungen, aber auch aus Namen ("Am Pulverturm") bestehen kann.
Weil Quellen sich auf vergangene Situationen beziehen, muss in einem ersten Schritt (Voranalyse) zunächst einmal diese Situation "rekonstruiert" werden. Am besten versucht man zunächst einmal die zeitliche Situation "einzukreisen", indem man von einem eher allgemeinen Zeitkontext zu einem immer spezielleren übergeht und schließlich den "historischen Ort" der Quelle genau trifft (Verfahren der konzentrischen Einkreisung).
Da man beim Zeitkontext natürlich immer schon den thematischen Zusammenhang mit der Quelle im Auge hat (Hitlers Rede zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird man mit keinem gleichzeitigen Ereignis in Neuseeland in Verbindung bringen!) ist man anschließend beim Problemkontext: Welche Problemaspekte spielen in der Quellensituation eine Rolle und müssen beachtet werden?
Hat man Zeit- und Problemkontext geklärt, kann man sich der Frage des möglichen Quellenwertes (Vorabquellenwert) zuwenden. Dabei spielen neben der zeitlichen Distanz und der Überlieferung der Quelle folgende Punkte eine Rolle: die konkrete Situation, die Textsorte und ihr Konzepts- und Öffentlichkeitsgrad, der Verfasser, seine Kompetenz und seine Loyalitäten, der Adressat und die auf ihn bezogene Intention.
In einem zweiten großen Schritt geht man zur Beschreibung und Erläuterung des Inhalts der Quelle über. Dabei sollte man von einer Gliederung ausgehen und dann Inhalt und Funktion der jeweiligen Abschnitte erläutern (wobei es in erster Linie auf historische Aspekte ankommt!). Schon die Einteilung der Quelle bewahrt davor, sie einfach nur wiederzugeben und dabei ohne analytische Distanz zu arbeiten. Diese wird leichter erreicht, wenn man immer bewusst bleibt, dass man wie ein Reiseführer vorgehen sollte. Auch dieser sagt nicht einfach nur, was jeder sieht, sondern zeigt Zusammenhänge und Hintergründe auf, bringt Fachvokabular ein usw.
Der dritte Schritt: die Auswertung
Quellen werden normalerweise nicht um ihrer selbst willen interpretiert. Das bedeutet, dass auf den Schritt der ANALYSE der der AUSWERTUNG folgen muss. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten:
1 Schritt - der historische Hintergrund
2. Schritt - Problemhintergrund (um welches historische Problem geht es?)
3. Schritt - Aussagewert (was kann der Text überhaupt zur Erklärung der Rechtsgeschichte beitragen?)
4. Schritt - Textgliederung (wie ist der Text aufgebaut?)
5. Schritt - Inhaltsangabe (was sagt der Text?)
6. Schritt - Inhaltbewertung (Ist die Aussage zeitgebunden, ideologiegebunden, richtig und relevant?)
7. Schritt - Ergebnisquellenwert (Was bringt die Quelle für die Beantwortung einer bestimmten Frage)