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Die Universität trauert um Michael Kobler - ihren ersten Professor

Mit Prof. Dr. Michael Kobler verstarb ein "wahres Original". Ein Nachruf seines Kollegen Prof. Dr. Ulrich Manthe.

| Lesedauer: 2 Min.

Die Universität erinnert an Prof. Kobler u.a. mit einer Schautafel im Gebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.

Prof. Kobler wurde am 3. De­zember 1933 in München geboren; dort studierte er und habilitierte sich 1967. Erst war er als Bankjurist tätig, wurde aber schon 1968 Ordinarius in Mannheim und 1978 Passauer Ordinarius für Bürgerliches Recht und Deutsche Rechtsgeschichte und damit zugleich erster Professor der neu gegründeten Universität. 1999 wurde er emeritiert. Viele Jahre war er Mitglied des Passauer Stadtrates.

Die Liebe zu Bayern prägte seine wissenschaftliche Tätigkeit. Bereits seine Doktorarbeit er­forschte die in baierischem Lateinisch geschriebenen Rechtsquellen des Mit­telalters. Später ging es um den Südtiroler Weinhändler aus römischer Zeit, um den dänischen König Christoph von Bayern und um den bayerischen Staatsabsolutismus, dem er die bischöfliche Herrschaft in Passau vorzog, da sie der städtischen Freiheit der Passauer Bürger besser frommte als die Untertanen­schaft unter bayerischen Beamten. Er schrieb über die letzte Hinrichtung in Pfarrkirchen, über mittelalterliche Gerichtsdiener, die „ziemlich unfleißig und dem Trunke ergeben waren“, über den „Doktorschmaus“ an mittelalterlichen Universitäten und über die Tiroler Wein­kultur des Mittelal­ters. Jahrzehntelang bereicherte er das Jahrbuch des Instituts für Ostbayerische Heimatforschung „Ostbayerische Grenzmarken“ mit wertvollen Beiträgen zur bayerischen Rechtsgeschichte.

Prof. Kobler gehörte zu den ersten, die sich dem neuen Medium des Computers zuwandten. Aber er wusste selbst am besten, dass der Computer zwar „ungeheure Mengen an Information, aber kein wirkliches Wissen zur Verfügung stellt“. Seine Mahnungen wiesen den Weg in eine neue Wissen­schaftlichkeit, die den Computer zwar zu Hilfe nimmt, aber die Herrschaft des eigenen Denkens und des durch harte Arbeit erworbenen Wissens stets in den Vordergrund stellt.

Von den Studenten erwartete er nicht nur die Bereitschaft, schwierigen Gedankengängen zu fol­gen, sondern auch, um 7 Uhr früh in die Vorlesungen zu kommen, und sie kamen! Er beherrschte fast ein Dutzend fremder Sprachen, aber ein besonderer Höhepunkt seiner Lehre war der Unter­richt in der baierischen Sprache für Zugroaste.

Wir nehmen Abschied von einer selten gewordenen Art eines Professors, einem wahren „Origi­nal“.

Prof. Dr. iur. Ulrich Manthe

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