Ein Besuch an der Prager Universität ist etwas Besonderes. Schließlich ist die Universitas Carolina die älteste mitteleuropäische Universität. Sie wurde 1348 nach dem Vorbild der Pariser Universität gegründet. Heute ist sie die größte Universität Tschechiens und zählt zu den Top-Universitäten weltweit. Mit der tschechischen Medizinprofessorin Prof. Dr. Milena Králíčková steht seit Februar 2022 erstmals eine Frau im Rektorenamt der Universität Prag vor. Sie empfing die Passauer Delegation persönlich und leitete mit Präsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch einen intensiven Austausch über verstärkte Kooperationsmöglichkeiten beider Universitäten in den Bereichen Studium, Forschung und Weiterbildung.
Die Partnerschaft der beiden Universitäten besteht seit 1983. Sie war vom damaligen Passauer Rektor Prof. Karl-Heinz Pollok initiiert worden. Ihm gelang es, die junge Passauer Universität in ihrer ersten Partnerschaft mit einer der altehrwürdigsten Hochschulen Europas zu verbinden. Bis heute wird eine Reihe von lebendigen Kooperationen zwischen den Prager und Passauer Fakultäten gepflegt. Soeben wurde die Passauer Theologin Prof. Dr. Sandra Huebenthal zur Gastprofessorin an der Hussitischen Theologischen Fakultät ernannt. Auch die juristischen Fakultäten arbeiten seit vielen Jahren zusammen. Das Deutsch-Tschechische Rechtsfestival unter der Leitung von Prof. Dr. Urs Kramer ist ein sichtbares Beispiel für langjährige gemeinsame Aktivitäten.
Im Mittelpunkt des Delegationstreffens standen Studienprojekte der Fakultät für Informatik und Mathematik (FIM), der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WIWI) und auch der Historiker der neuen Gesellschafts- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät (GEKU). Dekan Prof. Dr. Ignaz Rutter, der selbst als Post-Doc an der Prager Universität geforscht hat, stellte mit den Kollegen Prof. Dr. Jens Zumbrägel, Prof. Dr. Christian Hammer und Prof. Dr. Tobias Kaiser die Planungen für ein Doppelmasterprogramm im Bereich Software Engineering vor. Initiiert durch die Kollegin Prof. Dr. Stefanie Scherzinger und zusammen mit Prof. Irena Holubová, Prof. Tomáš Skopal und Prof. Vladislav Kuboň der Prager Fakultät wurde die Entwicklung bereits vorangetrieben. So könnten bereits im Herbst 2024 die ersten Studierenden im Doppelmaster anfangen.
Dekan Prof. Dr. Stefan Bauernschuster (WIWI) stellte den Fachbereich Volkswirtschaftslehre der Uni Passau mit seinem Master „International Economics und Business“ sowie seinem Doktorandenprogram vor und erläuterte die Möglichkeiten für Kooperationen. Insbesondere mit dem renommierten CERGE-EI, einer gemeinsamen Institution der Karls-Universität und der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, wurde das Gespräch konkretisiert. Schließlich skizzierte Bartosch im Auftrag der Passauer Historiker um Prof. Dr. Thomas Wünsch die Planungen für ein gemeinsames Masterprogramm mit der Prager Geschichtswissenschaft, die ebenfalls an der Gesprächsrunde teilnahm. Ziel der Gespräche mit der Historikergruppe um Prof. Dr. Václav Horčička ist es, ein deutsch-tschechisches Double Degree-Programm zu entwerfen, bei dem die Studierenden beider Universitäten jeweils ein Jahr an der Partnerhochschule studieren und so länderübergreifend in beiden akademischen Kontexten zu Hause sind.
Rektorin Milena Králíčková unterstrich das Interesse, an europäischen Förderprogrammen zu partizipieren. Zudem sei die Entwicklung im Bereich der akademischen Weiterbildung und des lebensbegleitenden Lernens sehr dynamisch und böte auch für universitäre Kooperationen besondere Chancen. Präsident Ulrich Bartosch bestätigte, dass hier auch und gerade im grenzübergreifenden Zusammenwirken der Universitäten unter Nutzung der nunmehr etablierten virtuellen Lehrformen interessante Perspektiven der Zusammenarbeit entstehen. Auch darüber soll der gemeinsame Diskurs fortgesetzt werden. „Ich bin sehr dankbar für die konstruktiven Gespräche mit den Prager Kolleginnen und Kollegen. Es ist ein guter Zeitpunkt, die Kooperation zwischen unseren lange verbundenen Universitäten jetzt auszubauen. Ich sehe darin auch eine Stärkung unserer europäischen Perspektive“, freut sich Bartosch.